Die wilde Jagd
Nahezu alles, was bei Ruf der Finsternis noch schiefgelaufen ist, oder besser gesagt, etwas Harmonie vermissen ließ, wurde hier richtig gemacht. Scheinbar haben Mike Mignola und Duncan Fegredo einfach eine Farmlaufphase gebraucht um richtig zueinander zu finden. Das hat diesmal auf jeden Fall zu 100% hingehauen.
Der Band liest sich wie geschnitten Brot und fast wie ein großes Geschenk an all die treuen Fans. Eine spannende, wendungsreiche Story, die viele lose Enden der bisherigen Hellboy-Abenteuer zusammenführt. Nicht nur das, selbst kleine Geschichten, die man für abgeschlossen oder als „stand alone“-Inhalt gesehen hat werden wieder aufgegriffen und zu einem dicken, festen Strang geflochten. Eine wahnsinnig tolle Autorenleistung, die das ganze Hellboy-Universum gleich nochmal auf ein neues Level hebt und mit einem ultracoolen, und äußerst überraschenden Storytwist aufwartet.
Wer es wirklich unbedingt vorab wissen will, oder den Band eh nie lesen wird, auf eigene Gefahr:
Hellboy ist der erste männliche Nachfahre Mordreds, somit der letzte Mann in direkter Nachfolge der Blutlinie König Artus‘, und als er schließlich Excalibur aus dem Stein zieht wird er zum rechtmäßigen König Großbritanniens (und Führer einer auferstehenden Armee untoter englischer Edelmänner und Ritter). – BAM! Wenn das nix ist!
Zum Artwork aller drei Bände kann ich sagen, dass Herr Fegredo zwar in den Interviews immer stark betont, dass er seinen eigenen Stil zwar an die Erfordernisse angepasst hat, aber niemals Mike Mignolas Artwork kopieren wollte. Ich finde schon, dass das Ganze, gerade bei den Personen, schon sehr in Richtung Mignola-Style geht, was mich ja bekanntlicherweise nicht in Begeisterungsstürme versetzt. Dennoch muss ich sagen, dass mir viele Panels sehr sehr gut gefallen und teilweise echte kleine Meisterwerke geboten werden. Die Hintergründe sind oftmals auch detaillierter als bei Meister Mignola selbst, was mir auch gut gefällt. Alles in allem also eine doch recht gelungene Mischung, was für alle drei enthaltenen Bände gilt.
Der Sturm
Das große Finale ist genau das, ein Finale! Auf erzählerisch annähernd so hohem Niveau wie bei der wilden Jagd rasen wir von einem Höhepunkt zum nächsten. Viele überbordende und gewaltige Actionszenen geben sich mit ikonischen Momenten die Klinke in die Hand. Zu keinem Zeitpunkt ist klar wie das Ganze endet, oder wo es noch hinführen soll. Das hält die Spannung stets auf einem hohen Level und macht das Teil zu einem wahren Pageturner.
Auch die Charaktere kommen nicht zu kurz. So wird die innere Zerrissenheit und Unsicherheit Hellboys nur zu deutlich, aber auch die Geschichte des ein oder anderen Nebencharakters wird zu einem befriedigenden (oder traurigen?) Ende geführt. Abgeschlossen ist das Ganze aber selbstverständlich damit nicht, sonst wäre das, nach der Lektüre dieses Brockens umso heißer erwartete, vierte Kompendium ja unnütz. Das wird neben den beiden, die Hauptstory beendenden Sammelbänden Abstieg zur Hölle und Die Todeskarte noch die beiden, mit unabhängig lesbaren Stories bestückten Bände Die Troll-Hexe und Der Krumme enthalten. Es besteht also die Chance, dass der Umfang des dritten Kompendiums nochmal getoppt wird.
Zusammengefasst konnte sich der dritte Kompendien-Band nach einem sehr durchschnittlichen Einstieg durch die beiden folgenden, herausragenden Sammelbände in meiner Gunst ganz schön nach vorne kämpfen. Ja, ich kann sagen, dass es insgesamt der beste Beitrag zur Hauptreihe war, den ich bislang entdecken durfte und ich bin schon gespannt auf das Finale im vierten Kompendium. Vorher lese ich aber erstmal eine Weile drumherum. Also Geschichten aus dem Hellboy-Universum, Hellboy und die B.U.A.P. und B.U.A.P.-Bände (Froschplage). Ich will ja noch lange Freude an Big Red und seiner Welt haben.
Meine Wertung: 8/10
Freut Ihr Euch auch schon so sehr auf den neuen Kinofilm? Ich weiß, der Trailer polarisiert, aber ich persönlich find ihn cool und sitze schon voller Vorfreude auf heißen Kohlen. Was glaubt Ihr, wie dicht der Film am Comic sein wird?
VG, God_W.